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Kultur:
„Abseits.“ – Das Günter-de-Bruyn-Stipendium – Jury votiert für Eleonora und Amber Hummel

Burg Beeskow (pm). Mit der Autorin Eleonora Hummel und der bildenden Künstlerin Amber Hummel wird erstmals ein Mutter-Tochter-Tandem im Juli 2026 für gut zwei Monate in das ehemalige Wohnhaus des Schriftstellers Günter de Bruyn (1926–2020) an die Blabber (Landkreis Oder-Spree) ziehen: Darauf einigte sich am Dienstagnachmittag die Jury bei ihrer Sitzung im Frankfurter Kleist-Museum.


Insgesamt waren 20 vollständige Bewerbungen u.a. aus Berlin, Lübeck, Hamburg, Frankfurt am Main und Wien, aber auch aus Strausberg, Pritzwalk, Neustrelitz und Rheinsberg für das zum dritten Mal vergebene Günter-de-Bruyn-Stipendium „Abseits.“ eingegangen. Ausgelobt wurde es von der Günter-de-Bruyn-Stiftung gemeinsam mit der Stiftung Kleist-Museum, Frankfurt (Oder), und der Burg Beeskow, Landkreis Oder-Spree.


Eleonora Hummel, geboren 1970 im heutigen Kasachstan und seit 1982 in Dresden zu Hause, ist seit 2001 schriftstellerisch tätig. Sie veröffentlicht u.a. in (Literatur-)Zeitschriften und Anthologien; ihr Romandebüt „Die Fische von Berlin“ erschien 2005 im Steidl Verlag Göttingen, ihr jüngster Roman „Die Wandelbaren“ 2019 bei Müry Salzmann. 2020 erhielt Eleonora Hummel den Russlanddeutschen Kulturpreis des Landes Baden-Württemberg für Literatur; sie wurde mit dem Heinrich-Heine-Stipendium ausgezeichnet (2018), dem Schwäbischen Literaturpreis (2017) und dem Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis der Robert Bosch Stiftung (2006). Ihre Tochter Amber Hummel, 1998 in Dresden geboren, hat an der Burg Giebichenstein Halle Kunst studiert und ist parallel dazu in den Bereichen Theater, Film und Literatur aktiv.


Die Jury überzeugte an der Bewerbung von Eleonora und Amber Hummel nicht zuletzt das in ihrer Motivation formulierte Vorhaben, sich als Mutter und Tochter an Günter de Bruyns einstigem Rückzugsort mit der Bedeutung von Einsamkeit auseinanderzusetzen und der Frage, wie diese sich beim Teilen (vielleicht zur Zweisamkeit?) verändern kann. Gelobt wurden zudem Eleonora Hummels „fein gewobenen“, „poesievollen“ und dabei „sehr präzisen“ Texte; die künstlerischen Arbeiten von Amber Hummel seien „kraftvoll, virulent, subversiv“ und in keiner Weise „an den Mainstream gekuschelt“. Dass hier neben zwei künstlerischen Techniken und Arbeitsweisen auch zwei Generationen in de Bruyns „Waldeinsamkeit“ zusammenkommen, empfindet die Jury ebenso spannend wie die persönliche Auseinandersetzung zwischen Mutter und Tochter.


Neben Wolfgang de Bruyn (Günter-de-Bruyn-Stiftung) gehörten zur „Abseits.“-Jury in diesem Jahr Christina Dalchau (Kleist-Museum), Stephanie Lubasch (Burg Beeskow), Dr. Friederike Frach (Brandenburgischer Literaturrat) sowie die Autorin Odile Kennel und der Künstler Jan Beumelburg, die 2025 als Stipendiat:innen an der Blabber zu Gast waren.


Das Stipendium, das sich an deutschsprachige Literat:innen richtet, soll es diesen ermöglichen, zweieinhalb Monate lang im Wohnhaus Günter de Bruyn zu leben und kreativ zu arbeiten. Da es sich um ein Tandem-Stipendium handelt, wird die Bewerbung mit einer weiteren Person erwartet; 2026 mit einer bildenden Künstlerin/einem bildenden Künstler, die/der im Anschluss für das vom Landkreis Oder-Spree ausgerichtete und Günter de Bruyn gewidmete Künstlerpleinair in den ersten beiden Septemberwochen gesetzt ist. Das Stipendium umfasst pro Stipendiat:in 3.000 Euro sowie wie für die Zeit des Aufenthaltes freien Wohn- und Arbeitsraum.


Der Schriftsteller Günter de Bruyn, seit 2019 Ehrenbürger der Gemeinde Tauche und des Landkreises Oder-Spree, ist mit der Region um die Kreisstadt Beeskow seit 1968 eng verbunden. Mit Werken wie Märkische Forschungen, Mein Brandenburg, Kossenblatt oder Abseits – Liebeserklärung an eine Landschaft hat der Wahl-Görsdorfer diese Gegend deutschlandweit bekannt gemacht und ihr ein literarisches Denkmal gesetzt. Seit 2021 bemühen sich eine neu gegründete Stiftung und ein Freundeskreis, Leben und Werk von Günter de Bruyn wach zu halten. Dazu gehört u.a. auch, das Refugium des Autors, die alte Schäferei an der einstigen Blabbermühle, als Literatur- und Begegnungsort zu erhalten und weiter zu entwickeln.

Foto: han

Eingetragen am 17.12.2025 um 18:43 Uhr.
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