Burg Beeskow (pm). Auf Kultur zu verzichten, schmerzt nicht nur jene, die damit ihr Geld verdienen. Seit Tagen schon fragten sich die Beeskower*innen, wann der Burgbetrieb wieder anlaufen wird. Wegen der Covid-19-Pandemie hatte das Haus vor zwei Monaten schließen müssen; nur der Burgschreiber hielt noch bis Ende April die Stellung.
Nun aber werden unter Auflagen die Toren wieder geöffnet, und das Beeskower Kultur- und Bildungszentrum bekommt gleich einen Neuzugang: Ab dem 14. Mai 2020 wird die Potsdamer Künstlerin Cécile Wesolowski (Jahrgang 1982) ein Atelier beziehen, um vor Ort zu arbeiten. Artist in Residence: Man gibt der Künstlerin Zeit und Raum, ein Projekt für ihre Gastgeber zu entwickeln. Ab dem 12. Juni 2020 soll ihre Ausstellung im Bergfried zu sehen sein.
Wenn Heraklit sagt „Alles fließt!“, so meint Cécile Wesolowski: Alles wird flüssig. Gewissheiten schwinden. „Flüssige Liebe“ – so lautet ihr Arbeitstitel. Wie halten wir sie aus – die Liquidität des Lebens? Entgleiten uns die Gefühle nicht wie Papierschiffchen auf dem Strom? Und was geschieht mit uns in der Krise? Wenn der Fluss ins Stocken gerät? Corona dehnt die Zeit und begrenzt zugleich den Raum. Fast ist es wie bei Boccaccios Helden, die einst vor der Pest aufs Land flohen, um im kleinen Kreis Zerstreuung zu suchen und so lebendig zu bleiben.
Umschlossen von Burgmauern über die Liebe nachdenken – mit ihrer multimedialen Installationskunst wird Cécile Wesolowski die Wirklichkeit dort in Fluss bringen, wo sie recht fest gefügt ist. Die Vorjahresgewinnerin des Nachwuchsförderpreises für Bildende Kunst der Brandenburger Kulturministerin ist auf jeden Fall für Überraschungen gut. Wird es ihr gelingen, unsere Lebensgeister wieder zu wecken?
Cécile Wesolowski Flüssige Liebe Art Installation Burg Beeskow, Bergfried 12. Juni bis 20. September 2020
|