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Neuzelle (han). Es ist wohl so, dass sich werdende Traditionen schnell überregional verbreiten und dazu gehören in Neuzelle zweifelsohne „Bibulibustag“ und am letzten Septemberwochenende der Klostergartentag, der in diesem Jahr nun schon zum vierten Mal stattfand. Zahlreiche Händlerinnen und Händler waren gekommen, um ihre Waren feil zu bieten. Das reichte von Handarbeiten mit Schafwolle, Stricksachen aller Art über Keramik bis hin zu zahlreichen Pflanzen und Gartenutensilien. Letzteres war nicht ganz überraschend, denn letztendlich soll der Klostergarten auch Anregungen für den eigenen Garten geben und so standen themenbezogene Führungen und Vorträge ganz oben beim Interesse der Besucher, wie zum Beispiel Erläuterungen im Kräuter- und Gemüsegarten, Führungen durch das „Nelkentheater“ oder durch den Bereich Bodendecker, um nur einige zu nennen. Mit Ideen für zu Hause und entsprechenden praktischen Tipps zum Binden herbstlicher Gestecke und Dekos war Juliane Wolff aus Beeskow eine begehrte Gesprächspartnerin, während Tobias Geisler aus Eisenhüttenstadt zum Thema „Nutzung von organischem Dünger im Garten“ sprach . Das Wirken der Neuzeller Klostergärtner war Beispiel gebend für die Ideen zur Gestaltung im eigenen Garten. Scheinbar unvollendet Erscheinendes entpuppte sich als Hochgraswiese für Insekten und anderes Getier und verleitete so manchen zu sagen: „Au fein, dass mache ich auch und es sparte das Mähen.“ Ganz so war es dann auch nicht, denn auch so ein Hochgrasweise benötigt Pflege oder wird irgendwann mal zum wüsten Filz. Wer mehr auf Erlebnisse und Erholung aus war, fand auch hier seine Nischen, entweder beim Bummeln in den ruhigeren Bereichen des Barockgartens oder bei den mitreisenden Darbietungen der Tänzerinnen von Fire & Flame und den Liedern der Gospelfriends aus Eisenhüttenstadt, den Ziltendorfer Einradgirls sowie dem Akrobatikverein Varieté Fantastique aus Cottbus und der Live-Musik von Saxophonisten Thomas Wendland aus Müllrose. Walk-Acts des Zirkus FANTADU aus Wiesenau und die Begegnung mit dem Barock durch das „Barock-Ensemble“ aus Neuzelle rundeten den Rahmen des vierten Klostergartentags ab. Das „Barockensemble“ um Ricarda Reschke und ihre Freunde war der Hingucker schlechthin. Wie kommt man auf die Idee so angezogen in eine andere Zeit zu spazieren? „Das ist ganz einfach. Ich habe ein Fabel für diese Zeit und diese Kleider und bin irgendwann einfach mal so durch den Klostergarten spaziert. Das wurde gesehen, fiel auf und so kam es, dass wir hier nun zum Bestandteil dieses Tages geworden sind“, erzählt Ricarda Reschke, die selbst Neuzellerin ist. Für Amtsdirektor Andreas Fischer war es selbstverständlich „seinen“ ersten Klostergartentag in der Funktion zu eröffnen mit der Zusage des Amtes die Aktivitäten des Klostergartenvereines auch weiterhin zu unterstützen. Stiftungsgeschäftsführer Norbert Kannowsky dankte daher insbesondere Koordinatorin Ulrike Mainz und ihrem Team sowie den Gärtnern für die federführende Vorbereitung und Organisation dieses Tages. Mit 64 Händlern und Ausstellern gab es einen neuen Beteiligungsrekord und auch bei den Zuschauerzahlen dürfte es ähnlich ausgesehen haben. Beim Blick in den blauen Herbst-Himmel huschte ein Strahlen über das Gesicht von Ulrike Mainz: „Irgendwie meint es Petrus doch gut mit uns, denn beim Sturm in der Nacht hatten wir schon Angst, dass die Zelte weg fliegen könnten“, sagte sie, bekam eine Nachricht über Funk und verschwand in der Menge.
Fotos: han |