


|
Eisenhüttenstadt (han). Es kommt wohl nicht all zu oft vor, dass sich ehemalige Kollegen aus geschlossenen und abgewickelten Unternehmen treffen. Die des Eisenhüttenstädter Plattenwerkes aber schon, die gleichzeitig an dessen Inbetriebnahme vor 50 Jahren dachten. Organisiert von Jürgen Franz, Werner Hellmann, Jürgen Prielipp und Wolgang Perske trafen sich am Samstag in der Eisenhüttenstädter Inselgaststätte rund 60 ehemalige Plattenwerker und genossen einen Abend, der gespickt war von Erinnerungen, Erzählungen aber auch Gedanken an das „Hier und Heute“ und an die Zukunft. Und fast auf den Tag genau, im Oktober 1968 nahm dieser Betrieb seine Arbeit auf. „Im Laufe der Zeit hatten wir sicher rund 1.000 durchlaufende Mitarbeiter bei einer Stammmannschaft von rund 300 Leuten, die in drei bzw. vier Schichten arbeiteten“, erinnerte sich Wolfgang Perske, der von 1984 bis 1994 Betriebsleiter war und von Katrin Stocker abgelöst wurde, die diese Aufgabe bis zum Verkauf der Anlagen im Jahr 2003 übernahm und überaus herzlich von ihren „alten“ Kolleginnen und Kollegen begrüßt wurde. Nach Privatisierung durch die Treuhand gab es die Auflage, dass Werk noch zehn Jahre weiter zu führen ist und genau mit diesem Tag war dann auch Schluss. Hoffnungen auf eine weitere Beschäftigung erfüllten sich nur bei wenigen, wie zum Beispiel bei Torsten Meyer, der eigentlich bis Februar 2018 Plattenwerker und damit der Letzte war, in diesem Jahr aus Dubai zurück kam und eine andere Arbeit gefunden hat. Das Plattenwerk wurde mit dem Ende der Arbeit in Eisenhüttenstadt zur Hälfte in den Iran und zur Hälfte nach Dubai verkauft. „In Dubai haben wir Aufbauhilfe geleistet und regelrecht ein Plattenwerk in die Wüste gebaut“, erinnerten sich Torsten Meyer und seine Kollegen, die diesen Weg mit begleiteten. Alten Komponenten wurden dort neue Produktionsstrecken hinzu gefügt. „Das bittere ist, dass heute das, was wir damals produziert haben, als Recyclingmaterial wieder an den Ort der Entstehung zurück kehrt“, meinte Wolfgang Perske am Rande, der aber viel mehr mit seinen Kollegen an die Anfänge erinnern wollte. Damals, 1968, wurde akiv geworben und so kamen Facharbeiter und Ingenieure nach Eisenhüttenstadt. Wohnungen, guter Verdienst und ein gutes soziales Umfeld waren Zugpferde für Entscheidungen junger Leute in die Stahlstadt zu ziehen. Heute müsste man sagen „bezahlbare Wohnungen“ sind ein Zugpferd.
Fotos: han |